Welches Babyphone überträgt verschlüsselt?
Inhaltsverzeichnis
Sind die Übertragungen sicher?
Babyphones gleichen in vielem Funkgeräten und zum Teil sind sie es sogar. Grundsätzlich besteht ein Babyphone aus einem Sender und einem Empfänger. Der Sender ist die Baby-Einheit, also das Gerät am Bett des Babys. Je nach Modell und Ausstattung, wird der Ton über ein Mikrofon oder auch ein Video-Bild dazu über eine Kamera über ein Funksignal zu einem Empfänger gesendet, der Elterneinheit. Diese steht bei den Eltern und empfängt das Funksignal und gibt den Ton oder das Bild dann wieder. Zusätzlich können noch eine Vielzahl anderer Informationen mit übertragen werden, zum Beispiel die Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit usw.
Die ältere Generation von Babyphones nutzte noch die analoge Funk-Übertragungstechnik. Einige Hersteller bieten sogar heute noch analoge Babyphones an, da sie die Möglichkeit einer geringeren Funkstrahlung bieten. Der Trend geht jedoch dahin, Babyphones mit digitaler Funkübertragung zu wählen. Oftmals werden sie als abhörsicher bezeichnet, was jedoch nur bedingt zutrifft.
Analoge Babyphones und die Übertragungssicherheit
Analoge Babyphones senden ein analoges frequenzmoduliertes Funksignal. Als verschlüsseltes Babyphone sind sie nicht im Handel erhältlich. Das führt oft zu Problemen, wenn in der Nachbarschaft ebenfalls ein analoges Babyphone betrieben wird. Wird das andere analoge Babyphone (Elterneinheit bzw. Empfänger) auf die gleiche Frequenz wie dein Babyphone (Baby-Einheit bzw. Sender) eingestellt, empfängt es innerhalb der Reichweite auch jedes Signal. Der Ton aus dem Babyzimmer wird also nicht nur von Dir gehört, sondern auch von anderen Empfängern in der Nachbarschaft. Andere Empfänger müssen nicht ausschließlich analoge Babyphones sein, sondern können alle Empfänger mit entsprechenden Empfangsfrequenzen sein. Im Handel gibt es dazu entsprechende Funkempfänger, welche sich auf fast alle möglichen Frequenzen einstellen lassen oder sogar gezielt alle Funkbereiche danach durchsuchen (Funk-Scanner).
Von Übertragungssicherheit ist dabei also keine Spur zu entdecken, da diese Babyphones nicht verschlüsselt senden. Dass sie dennoch hergestellt und auch gekauft werden liegt wie schon erwähnt an der möglichen geringeren Funkbelastung. Zum anderen sind sie preisgünstiger als digitale Modelle. Eine Bildübertragung ist mit analogen Babyphones nicht möglich.
Digitale Babyphones und die Übertragungssicherheit
Mit Einführung des digitalen Übertragungsstandards hat sich vieles geändert. Die Babyphones sind nun in der Lage auch Live-Video-Bilder zu übertragen. Dadurch ist das Baby nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Die Reichweite ist höher als bei analogen Modellen bei gleicher Sendeleistung. Allerdings gibt es auch analoge Modelle mit höherer Sendeleistung.
Zur Übertragung der Signale wird der internationale Standard für Telekommunikation benutzt, Digital Enhanced Cordless Telecommunications auch abgekürzt als DECT bezeichnet. In diesem Standard sind grundsätzliche Merkmale der Datenübertragung geregelt. Das einfache Mithören der Funksignale nach dem DECT-Standard wird durch verschiedene Möglichkeiten erschwert:
- Es erfolgt eine Anmeldung der Empfangsstation bei der Sendestation
- Ein Verbindungsaufbau entsteht erst durch Verwendung eines geheimen Schlüssels
- Die digitalen Daten werden vor der Funkübertragung kodiert und von der Empfängerstation wieder dekodiert. Der Entschlüsselungs-Code bzw. Schlüssel ist in beiden Geräten (Empfänger und Sender) hinterlegt. Er darf nicht Teil der Funkübertragung sein.
Nun erwacht der Eindruck damit wäre ein digitales Babyphone verschlüsselt und abhörsicher. Es ist aber leider nicht so. Zum einen ist selbst ein verschlüsseltes Signal nicht absolut sicher und kann mit entsprechendem Aufwand entschlüsselt werden. Dabei spielt die Art der Verschlüsselung auch eine Rolle, ob es sich zum Beispiel um eine 64-bit oder 128-bit Verschlüsselung handelt. Moderne Computer können mit entsprechender Entschlüsselungssoftware Verschlüsselungen knacken.
Noch schlimmer ist es zu werten, dass die dritte Methode (die Verschlüsselung der Daten) zur Erhöhung der Datensicherheit entweder gar nicht in den Geräten implementiert wurde oder abgeschaltet ist. Sie ist optional und nach dem DECT-Standard nicht wie die beiden ersten Methoden vorgeschrieben. Durch die Nichtbenutzung der Verschlüsselungsmöglichkeiten sparen sich die Hersteller hohe Lizenzgebühren ein.
In der Vergangenheit hatten Computer-Hacker schon nachgewiesen dass die übertragenen Daten nicht sicher sind. Mit zunehmender Leistungsfähigkeit von Computern und Software können Verschlüsselungen immer schneller geknackt werden, sodass es keine wirkliche Abhörsicherheit gibt.
Welche Babyphones sind halbwegs sicher?
Geht es um Datensicherheit und das Mithören der Übertragungen zu erschweren, sind analoge Babyphones aus dem Rennen. Sie bieten so gut wie keine Möglichkeit ein Abhören zu verhindern. Es gibt sie auch nicht als verschlüsseltes Babyphone. Ihr einziger Schutz ist die begrenzte Reichweite. Um die Signale zu empfangen, muss sich der Empfänger in Empfangsreichweite befinden. Das ist schon eine erhebliche Einschränkung, da viele Babyphones in Gebäuden nur noch bis zu 50 Meter Reichweite haben. Wer nicht in dieser Reichweite ist kann auch nichts mithören.
Einige analoge Babyphones punkten mit auffällig großer Reichweite und werden bei schwierigen Empfangsbedingungen empfohlen. Es handelt sich dabei um PMR-Babyphones, welche in Wirklichkeit PMR-Funkgeräte mit einer Babyfunktion sind. Sie sind in der Sendeleistung auf große Reichweiten ausgelegt und können auch in bebauten Gebieten einige Kilometer weit senden. In diesem Falle fällt für analoge Babyphones der Schutz der geringen Reichweite natürlich weg. Selbst ein Empfänger in 2 km Entfernung auf der gleichen Frequenz kann die Signale empfangen und darstellen.
Digitale Babyphones nach dem DECT-Standard können durch die ersten beiden Maßnahmen (Anmeldung und geheimer Schlüssel) nicht einfach zufällig abgehört werden, wie es bei analogen Modellen der Fall ist. Das verleiht ihnen schon ein Maß an Sicherheit. Einem gezielten Angriff durch einen Profi würde diese Art der Sicherheitsmaßnahme jedoch nicht standhalten.
Nun haben auch Babyphones nach dem DECT-Standard ebenfalls eine geringe Reichweite von ca. 50 Meter in Gebäuden. Es sind auch keine Modelle im Handel, welche mit höherer Sendeleistung größere Reichweiten von einigen Kilometern erreichen. So gilt in gewissem Maße auch bei den digitalen Modellen der Schutz der geringen Reichweite. Ein Datendieb oder heimlicher Mithörer müsste schon in unmittelbarer Nähe des Hauses zuschlagen.
Eine Ausnahme stellen Babyphones dar, welche das WLAN-Netz nutzen. Sie stellen eine Verbindung zu dem WLAN-Router her und übertragen ihre Daten dann über das WLAN bzw. sogar über das Internet. Dabei ist die Übertragung nicht sicherer als es das WLAN-Netz ist. Gibt es dabei Schwachstellen, sind auch sie einfach abzuhören. Das geschieht zum Beispiel, wenn ein ungeschützter Netzwerkdrucker im WLAN-Netz den unbefugten Zugang ermöglicht. Auch bei öffentlichen oder allgemein zugänglichen WLAN-Netzen (zum Beispiel in Hotels) ist Vorsicht geboten. Oft sind solche Netze nicht sicher und damit die Übertragung der eingebundenen Babyphones auch nicht. Wenigstens das eigene WLAN-Netz lässt sich verschlüsseln, was aber auch keine Garantie für Sicherheit ist. Denn auch die Verschlüsselungen von WLAN-Netzen sind nicht absolut sicher.
Es gilt auch zu prüfen ob in der WLAN-Verschlüsselung nicht ein veraltetes Verschlüsselungsprotokoll aktiviert ist. Die Verschlüsselungsarten WEP (Wired Equivalent Privacy) und WPA (Wi-Fi Protected Access) sind veraltet und nicht mehr sicher. Gut gehalten hat sich bis heute die aktuelle WPA2 Verschlüsselung. Hier ist es nicht möglich ohne den Originalschlüssel Daten auszulesen. Aber es gibt trotzdem denkbare Einfallstore, sodass selbst bei der WPA2 keine 100 prozentige Sicherheit besteht.
Modelle nach dem DECT-Standard
Mehr als Babyphones nach dem DECT-Standard zu kaufen, kann derzeit leider nicht zur Abhörsicherheit getan werden. Wir stellen zwei Beispiele vor. Einen zufälligen Mithörer wie bei den analogen Babyphones gibt es dabei nicht zu befürchten. Für den Empfang müssen die zwei ersten Maßnahmen nach dem DECT-Standard vorhanden sein, wodurch sie als verschlüsseltes Babyphone bezeichnet werden.
Philips Avent Audio-Babyphone SCD713/26
Bei dem Philips Avent SCD713/26 handelt es sich um ein reines Audio Babyphone ohne Kamera und Bildübertragung. Es arbeitet nach der DECT-Technologie was für gute und störungsfreie Übertragung sorgt. Eine Besonderheit unter Babyphones ist der Smart Eco-Modus. Hierdurch wird die Sendeleistung den Empfangsverhältnissen automatisch angepasst. Befindet sich die Elterneinheit zum Beispiel im Nebenzimmer des Babys, wird nicht immer die volle Sendeleistung benötigt. Der Smart Eco-Modus regelt die Sendeleistung dann automatisch soweit herunter, das eine störungsfreie Verbindung noch gegeben ist. Bei größeren Abständen zwischen Baby-Einheit und Elterneinheit erhöht sich die Sendeleistung dann nach Bedarf wieder. Dass hat den Vorteil, das ein Baby schwächere Funkwellen in seinem Umfeld hat. Als Nebeneffekte wird auch Energie eingespart und die Reichweite ist nicht unnötig hoch. Gerade letzteres ist im Zusammenhang mit Abhörsicherheit ebenfalls zu bewerten. Wer erst gar nichts empfängt kann auch nicht die Datensicherheit manipulieren. Damit würde das Babyphone auch ohne Verschlüsselung als sicher gelten. Einen Vergleich zum Philips Avent SCD713/26 Babyphone gibt es hier.
Modell | Preis | |||
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1 | Testsieger Audio | Philips Avent SCD 713/26 Babyphone | ab 94,00 € inkl. gesetzlicher MwSt. | Test lesenzu |
Alecto DBX-85 Digitale Eco
Zum Preis von nur ca. 50 € bietet sich auch das Alecto DBX-85 Digitale Eco Babyphone an. Auch bei diesem Modell wird die DECT-Technologie zur Übertragung angewendet. Es gibt 4 unterschiedliche ECO-Einstellungen, wodurch es energiesparsam und strahlungsarm wird. Leider hat es nicht die automatische Anpassung der Sendeleistung wie bei dem Philips Avent SCD713/26. Dennoch bietet es für den günstigen Preis die übliche DECT-Sicherheit, eine Gegensprechfunktion und integriertes Nachtlicht in der Baby-Einheit. Wer ein reines Audio Babyphone mit dem üblichen Sicherheitsstandard der DECT-Übertragung sucht, wird bei diesem Modell für „kleines Geld“ fündig.
Update Mai 2022
Das Alecto DBX-85 Digitale Eco ist nicht mehr verfügbar. Als gute Alternative empfehlen wir das Philips Event SCD733.
Modell | Preis | |||
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1 | Philips Avent SCD733/26 Audio-Babyphone | ab 97,38 € inkl. gesetzlicher MwSt. | Test lesenzu |
Fazit
Wer sich Sorgen um die Abhörsicherheit seines Babyphones macht, sollte sich den Aufwand vor Augen halten. Bei analogen Babyphones gibt es praktisch zum Abhören keinen Aufwand, weswegen es zufällig durch andere analoge Babyphones empfangen werden kann.
Bei DECT-Babyphones ist das nicht möglich. Hier bedarf es schon einiger Grundkenntnisse und spezieller Software. Welcher Hacker hätte Grund dazu diesen Aufwand zum Abhören von Baby-Weinen zu betreiben? Damit sind sie zwar als Babyphone nicht verschlüsselt, aber doch relativ sicher. Bedenkt man dann noch die erheblich eingeschränkte Reichweite von 50 Metern in Gebäuden, ist kaum mit einem Lauschangriff bei DECT-Babyphones zu rechnen.
Selbst eine aufwendige Verschlüsselung bietet keinen 100 prozentigen Schutz und kann mit geeigneten Mitteln geknackt werden.